„Der Weg ist das Ziel“ lautet ein Sprichwort. Und manchmal ist er verschlungen. Maike Nuschke machte vielleicht auch Umwege, bevor sie wusste, wo sie überhaupt hin möchte. Und bevor sie ankam – in dem Beruf,
der sie erfüllt, und im Solinger Sanitätshaus Schmiedel. Hier macht sie nun in Teilzeit eine Umschulung zur Orthopädietechnikerin. Frisch von der Schule wollte die heute Mittdreißigerin seinerzeit Gestaltungstechnische Assistentin werden.
Während der Ausbildung kam die Erkenntnis: „Ich wollte für andere etwas tun, mit greifbaren Ergebnissen. Keinen Konkurrenzkampf mit Ellenbogen.“
Ergebnisse wollte sie in Afrika schaffen, als Umwelttechnikerin Aufbauhilfe leisten und nahm ein Studium in Berlin auf – doch „an der Chemie bin ich gescheitert.“
Zurück in Solingen drückte Maike Nuschke erneut auf „Reset“, besann sich neu – sie fuhr bei Behindertentransporten mit, qualifizierte sich zur Rettungssanitäterin und unterstützte zwei Jahre lang einen Rettungsdienst.
Aber wieder endete ein Weg für Maike Nuschke, denn ihr Vertrag lief ohne die Möglichkeit der Übernahme aus. Dann ein neuer Job im Bereich Audio- und Videokommunikationstechnik … und – eine weitere Wendung:
Unerwartet wurde sie während der Probezeit schwanger. Freiwillig machte sie Platz und suchte nach der Elternzeit Beratung bei der Arbeitsagentur. Diese wies ihr den Weg zum Sanitätshaus Schmiedel.
Die Teilzeitqualifizierung ist das perfekte Modell für die Alleinerziehende. Normalerweise wird die Umschulung in zwei Jahren absolviert, in Maike Nuschkes Fall verlängert sie sich auf drei Jahre.
„Es hat ungefähr ein Jahr gedauert, bis alle Formalitäten geregelt waren. Aber die Arbeitsagentur und mein Chef haben es ermöglicht.“
Der Chef, Orthopädietechnikmeister Michael Schmiedel, sei ein positiv Verrückter, der sich zur Orthopädietechnik berufen fühle und dem das Wohl seiner Patienten und Mitarbeiter über alles gehe.
Und der sieht, mit welcher Leidenschaft Maike Nuschke ihren Job angeht. „Er ist genauso pedantisch wie ich“, lacht sie.
Nach Feierabend wartet im Kindergarten die kleine Tochter. An ihrem langen Arbeitstag und den Abenden vor den wöchentlich zwei Berufsschultagen passt Maike Nuschkes Mutter auf die Kleine auf.
Wenn es nämlich zum Unterricht nach Essen geht, klingelt der Wecker um 4:20 Uhr. Hier eignet sich die Solingerin Grundwissen über Anatomie an, lernt Physik und Mathe, um etwa Druckbelastungen errechnen oder Hebelwirkungen in Formeln umsetzen zu können.
Auch Kundenumgang steht auf dem Stundenplan. Es brauche Sensibilität, aber auch Ehrlichkeit, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. „Es bringt nichts, die Leute in Watte zu packen.
Wenn ein Diabetiker seine Krankheit nicht ernst nimmt und seinen Lebensstil seiner schweren Erkrankung nicht anpasst und dazu noch falsches Schuhwerk trägt, kann er seine Zehen oder sogar die Beine verlieren.
Das muss ihm bewusst sein.“ Was sie in der Berufsschule nicht lernen kann – was jedoch ihr, dem Betrieb und den Kunden zu Gute kommt, ist die Lebenserfahrung, die Maike Nuschke auf ihrem verschlungenen Weg gesammelt hat.